Neue kunsttechnologische Befunde am älteren Hochaltarretabel aus dem Mindener Dom

Älteres Hochaltarretabel aus dem Mindener Dom   © D. Köcher 2012
Älteres Hochaltarretabel aus dem Mindener Dom © D. Köcher 2012
Kopie des älteren Retabels im Dom zu Minden  © D. Köcher 2012
Kopie des älteren Retabels im Dom zu Minden © D. Köcher 2012

Vortrag von Dieter Köcher

13. Februar 2020, um 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

Unter den Altaraufsätzen der Berliner Skulpturensammlung ist das ehemalige Hochaltarretabel des Mindener Doms das außergewöhnlichste Werk. Eine markante Besonderheit ist die ungewöhnliche Zusammenstellung aus dem um 1425 gefertigten Schrein mit Flügeln und einem ca. 200 Jahre älteren Untersatz, der in der bisherigen kunsttechnologischen Forschung viel zu wenig Aufmerksamkeit fand. Dessen ursprüngliche Form ist gegenwärtig allerdings schwer nachvollziehbar. Das heute als Predella dienende ehemalige Schreinretabel gab immer wieder Rätsel auf und veranlasste zu verschiedenen kunsthistorischen Spekulationen. Einige der Hypothesen wiesen in die richtige Richtung, andere waren völlig falsch.

 

Die aktuellen Untersuchungen eröffnen einen neuen Blick auf das komplexe Kunstwerk. Aus der genauen Inspektion der vorhandenen Teile und ihrer exakten Einordnung in die Retabelkonstruktion ergibt sich ein umfassendes Bild vom Aussehen des originalen Reliquienschreins. Vervollständigt wird dieses durch die Sondierung der wenigen noch vorhandenen Bemalungsreste. Ihre Analyse begründet eine Interpretation des Schreins als Evokation einer Goldschmiedearbeit mit ausschließlich fasstechnischen Mitteln.

 

Dr. Dieter Köcher war von 1974 bis 1979 Mitarbeiter an den Städtischen Museen Gera. Nach einem einjährigen Volontariat in der Restaurierungswerkstatt des Staatlichen Museums Schwerin studierte er anschließend Restaurierung von 1980 bis 1986 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seit dem Abschluss des Studiums bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2018 arbeitete er als Restaurator an der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Zu seinen Hauptarbeitsgebieten gehörten Untersuchungen zur Bildhauertechnik und Fassungstechnologie romanischer Kunstwerke sowie technologische Untersuchungen von Holzskulpturen für zwei Bestandskataloge der nordalpinen Bildwerke. 2006 promovierte er zum Dr. rer. nat. an der Hochschule für Bildende Künste Dresden zum Thema „Einfluss von Rohmaterial und Herstellung natürlicher Krapplacke auf Farbigkeit und Lichtechtheit“.