Raubkunst?

Provenienzforschung zum Bild „La Montagne Sainte-Victoire“ von Paul Cézanne aus dem Nachlass Gurlitt

Paul Cézanne, La Montagne Sainte-Victoire, 1897, Öl auf Leinwand, doubliert, 73 x 91,5 cm, Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014
Paul Cézanne, La Montagne Sainte-Victoire, 1897, Öl auf Leinwand, doubliert, 73 x 91,5 cm, Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014

Vortrag von Jan Thomas Köhler

16. Januar 2020, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

Als am 3. November 2013 das Wochenmagazin FOCUS erstmals über den Fall Gurlitt berichtete, erschütterte diese Nachricht nicht nur die Kunstwelt. Angeblich hortete ein alter Mann, Cornelius Gurlitt, Raubkunst im Milliardenwert aus der Erbmasse seines Vaters, des Kunsthistorikers Hildebrandt Gurlitt, der von den Nationalsozialisten als sogenannter Vierteljude all seiner Ämter enthoben worden war und nun u.a. mit der Verwertung der im Rahmen der NS-Aktion „Entartete Kunst“ aus den Deutschen Museen entfernten Kunstwerke seinen Lebensunterhalt bestritt.

Mit der Anwendung der Washingtoner Prinzipien von 1998 auch auf seinen privaten Kunstbesitz legte Cornelius Gurlitt kurz vor seinem Tode immerhin noch die rechtliche Grundlage für die Aufarbeitung der Provenienzen und die Restitution von Kunstwerken, sollten die Forschungen einen NS-verfolgungsbedingten Entzug nachweisen. Der Vortrag soll Einblick geben in die spannenden aber komplizierten Provenienz- forschungen zu dem wohl bedeutendsten Kunstwerk aus dem sogenannten Schwabinger Kunstfund: „La Montagne Sainte-Victoire“ von Paul Cezanne. Zu Beginn der Recherchen war lediglich bekannt, dass der Sohn des Künstlers, Paul Cézanne fils, das Werk 1939 in die Jubiläumsausstellung anlässlich des 100. Geburtstags von Paul Cézanne gegeben hatte. Dann tauchte das Bild 2014 im Salzburger Haus von Cornelius Gurlitt wieder auf. Was war in der Zwischenzeit geschehen?

 

Jan Thomas Köhler, M.A. ist Kunsthistoriker und Provenienzforscher in Berlin. Seit der Ausstellung „Berliner Lebenswelten der Zwanziger Jahre“ im «bauhaus-archiv» 1996, zu deren Organisatoren er gehörte, befasst er sich mit Sammlungsgeschichte – u. a. mit der Sammlung Goudstikker. Er war seit 2014 zunächst für das Kunstmuseum Bern, dann für die „Taskforce Schwabinger Kunstfund“ und schließlich für das „Projekt Provenienzrecherche Gurlitt“ des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste mit der Erforschung der Provenienzen von Kunstwerken aus dem Besitz der Familie Gurlitt betraut.