„Wie wird meine Sache gehen?“ Zukunftsangst und Zukunftsvertrauen im Spiegel von Albrecht Dürers Frühwerk

Nemesis oder das große Glück, Albrecht Dürer, um  1501, Kupferstich, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Nemesis oder das große Glück, Albrecht Dürer, um 1501, Kupferstich, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Selbstbildnis, Albrecht Dürer, 1493, Tafelgemälde, Musée du Louvre, Paris
Selbstbildnis, Albrecht Dürer, 1493, Tafelgemälde, Musée du Louvre, Paris
Die kleine Hexe. Allegorie der irdischen Unbeständigkeit, Albrecht Dürer, um 1500, Kupferstich, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Die kleine Hexe. Allegorie der irdischen Unbeständigkeit, Albrecht Dürer, um 1500, Kupferstich, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Vortrag von Thomas Eser

9. Mai 2019, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

 

In den Satteljahren um 1500 erfuhr die Wissenschaft der Divination, also der Zukunftsdeutung, besonders große Aufmerksamkeit. Amateur- und Berufsastrologen verfassten Horoskope für Herrscher und akademische Freunde. Prognostisch beraten wurde zu allem möglichen, von der geeignetsten Farbe eines neuen Pferdes über die Wahl des Ehepartners bis zur Kriegsführung. Eine Minderheit von Gelehrten wetterte zwar gegen dergleichen Mode als „Abergloub“, so Sebastian Brant 1494. Gewiss war den meisten Zeitgenossen jedoch das, was Albrecht Dürer im selben Jahr über sein Selbstbildnis schrieb: „My sach die gat / Als oben schtat“. Von himmlischer Seite sei vorherbestimmt, wie sein künftiges Leben verlaufen werde. Der Vortrag interpretiert eine Auswahl von Dürers frühen, vorwiegend druckgrafischen Werken auf ihren divinatorischen Gehalt hin. Er will Augenmerk legen auf die etwas unbeachtet gebliebene Bedeutungskomponente der Divination in Dürers profanem Frühwerk. Welche kulturhistorischen Wurzeln hatte diese neue „Sensibilität fürs Schicksal“ – und seiner Berechenbarkeit!   in Dürers Jugendjahren?

 

Dr. Thomas Eser studierte Kunstgeschichte, Landesgeschichte und Archäologie an der Universität Augsburg, wo er seine Dissertation über den Bildhauer Hans Daucher vorlegte. Seit 1995 ist er am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg im Rahmen zahlreicher Forschungs- und Ausstellungsprojekte zu Kunst und Kunsthandwerk der frühen Neuzeit beschäftigt. Seit 2012 betreut er die dortige Sammlung Historischer Waffen und Wissenschaftlichen Instrumente. Seit 2018 leitet er den Programmbereich Sonderausstellungen des Nationalmuseums. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind Kulturgeschichte im Museum, der Niederschlag historischer Zukunftsdeutung in der materiellen Kultur und die Kunstgeschichte der Dürerzeit.