Die Spiegel in Watteaus „Ladenschild“

Das Firmenschild des Kunsthändlers Gersaint (L ́Enseigne), Antoine Watteau, 1720, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburgs, Foto: Jörg P. Anders
Das Firmenschild des Kunsthändlers Gersaint (L ́Enseigne), Antoine Watteau, 1720, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburgs, Foto: Jörg P. Anders

Vortrag von Matthias Winner 

24. Januar 2019, um 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

 

 

Nach seiner Rückkehr aus London im Jahr 1721 machte Antoine Watteau seinem Freund Edme- François Gersaint, Kunsthändler in Paris, den Vorschlag, ein Ladenschild (plafond) zu malen, das draußen vor dem Geschäft aufgehängt werden könnte. Das war als Dank dafür gedacht, dass Gersaint ihm in der eigenen Wohnung hinter dem Laden auf dem Pont Notre Dame zeitweilig Unterkunft gewährte. Gersaint versuchte, Watteau zu überreden, etwas Ernsthaftes (plus solide) zu malen, denn ein Ladenschild war ein verächtliches Thema für ein Mitglied der Académie Royalede Peinture, dessen spezielle Bildgattung nach seinem Aufnahmestück „L ́embarquement au Cythère“ als „maître des fêtes galantes“ definiert worden war. Unter Kunstkennern und Kunstliebhabern war Watteau Zeit seines Lebens nur als Maler von „Bambochades“, von ländlichen Alltagsszenen, bekannt. Welcher Bildgattung gehört „L ́enseigne de Gersaint“ an, wenn die Akademie und die öffentliche Meinung ihn niemals als „Peintre d ́histoire“ akzeptierten?

 

Prof. Dr. Matthias Winner war von 1961 bis 1977 am Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin tätig, ab 1969 als dessen Direktor. Von 1977 bis zum Eintritt in seinen Ruhestand 1999 war er Direktor der Bibliotheca Hertziana in Rom. Zu seinen breit gefächerten Forschungsgebieten gehören neben kunsttheoretischen Themen vor allem die Werke der großen Künstlerpersönlichkeiten des 16.-18. Jahrhunderts: Brueghel und Dürer, Raphael und Michelangelo, Rubens und Rembrandt, Bernini und Poussin, aber auch Canova und Courbet, mit denen er sich in Ausstellungen und Publikationen immer wieder auseinandersetzte.