Auf der Suche nach dem verlorenen Donatello. Von Florenz nach Berlin

Vortrag von Neville Rowley

06 März 2014, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

Laut Giorgio Vasari, dem großen Florentiner Kunsthistoriker des 16. Jahrhunderts, war Donatello einer der produktivsten Bildhauer der frühen Renaissance. Seine Werke waren in seiner Stadt Florenz, in der Toskana und bald in ganz Italien verbreitet und hoch geschätzt. Diese Produktivität des exzeptionellen Künstlers hat eine kaum zu überschätzende Rolle bei der Verbreitung der an der Antike orientierten Kunstideale der Renaissance gespielt.

Überblicken wir heute das gesamte Œuvre Donatellos sind wir tatsächlich von der großen Zahl der Werke überrascht. Im Gegensatz zu vielen Künstlern, deren Namen lediglich archivarisch und ohne Zuordnung von erhaltenen oder bildlich dokumentierten Kunstwerken überliefert sind, sind von Donatello auffällig viele Skulpturen konserviert. Dieser glückliche Umstand ermöglicht es der Forschung – denken wir –, sich ein vergleichsweise gutes Bild des Genies Donatellos zu machen.

 

Trotz der relativ guten Bestandslage gibt es jedoch einige Verluste zu beklagen, sei es im Laufe der Jahrhunderte in Florenz selbst oder besonders während bzw. nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin, wo – ausgelöst nicht zuletzt durch die Begeisterung Wilhelm von Bodes für diesen Künstler – eine der größten und bedeutendsten Sammlungen von Werken Donatellos außerhalb Italiens zusammengetragen worden war.

 

Das Studium dieser verlorenen Werke ist nicht nur als Nostalgie zu verstehen. Es ist Teil einer Kunstgeschichte, die sich ebenso mit gut dokumentierten Verlusten, sozusagen mit Abwesendem, zu befassen hat, wie mit den vorhandenen Objekten, die sie schützt.

 

Neville Rowley, promovierter Kunsthistoriker und Lehrbeauftragter an der École du Louvre forscht seit Jahren zur Malerei und Skulptur des Quattrocento und hat sich intensiv mit der Kunst Donatellos beschäftigt. Aufgrund seiner exzellenten Kenntnisse nimmt er derzeit im Rahmen eines Werkvertrages die Katalogisierung des Donatello-Bestandes der Berliner Skulpturensammlung vor.