Neuentdeckungen zur mittelalterlichen Skulptur im Bode-Museum

Reliquienbüste einer Heiligen, Oberrhein, um 1300. Foto: Antje Voigt
Reliquienbüste einer Heiligen, Oberrhein, um 1300. Foto: Antje Voigt
Johannes der Evangelist, Nordfrankreich (Arras), um 1280. Foto: Antje Voigt
Johannes der Evangelist, Nordfrankreich (Arras), um 1280. Foto: Antje Voigt
Thronende Maria mit Kind, Köln, um 1330/40. Foto: Antje Voigt
Thronende Maria mit Kind, Köln, um 1330/40. Foto: Antje Voigt

Vortrag von Tobias Kunz

27. November 2014, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bodes-Museums

Die nördlich der Alpen entstandenen mittelalterlichen Werke der enzyklopädisch angelegten, erstaunlich vielfältigen und eine hohe Dichte hochrangiger Objekte umfassenden Berliner Skulpturensammlung ist zuletzt 1930 in einem Gesamtbestandskatalog publiziert worden. Einiges ist 1945 verloren gegangen, anderes seitdem erworben worden, so dass der Forschung und Öffentlichkeit ein exakter Überblick über den tatsächlich vorhandenen Bestand nicht möglich war. Außerdem waren viele Werke, die aus Platzgründen in den Depots standen und stehen, nur schlecht bebildert oder gar nicht veröffentlicht. Infolge der Sammlungsteilung bis 1990 und der anschließenden langwierigen Planung der Wiedereinrichtung des Bode-Museums konnte ein erster Katalog dieses zentralen Sammlungsbereichs erst jetzt fertiggestellt und veröffentlicht werden. Vor allem hinsichtlich der engen Zusammenarbeit von Kunstgeschichte, Restaurierung und Fotografie sollte er beispielhaft sein für die folgenden noch nötigen Bestandskataloge. In dem Vortrag soll an markanten Beispielen der Wert dieser Kooperationsform aufgezeigt sowie auf gegenwärtige und künftige Probleme beim Verfassen dieser wichtigen Grundlage der Museums-arbeit hingewiesen werden.

Bereits 1910 verfasste Wilhelm Vöge, einer der bedeutendsten Mediävisten der deutschen Kunst-geschichte, einen Katalog zu den cisalpinen Bildwerken der Berliner Museen, der in der Folgezeit vielen Museen zum Vorbild wurde. Mit dem jetzt erschienenen Bestandskatalog werden erneut Maßstäbe gesetzt. Dies betrifft zum einen die keineswegs übliche enge Verzahnung von kunsttechnologischer Untersuchung und kunsthistorischer Interpretation, zum anderen die Kontex-tualisierung der Objekte, die aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang heraus begriffen werden. 

 

 Dr. Tobias Kunz, dessen Forschungsschwerpunkt auf dem Gebiet der Bildhauerkunst in Mittel- und Nordeuropa sowie Frankreich liegt, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst in Berlin.