Vortrag von Frank Augustin
18. Februar 2016, 18:00 Uhr
Gobelin-Saal des Bode-Museums
Das Verwalter- und Molkenhaus auf Bärwinkel bei Neuhardenberg ist als Karl Friedrich Schinkels erstes Hauptwerk zu bezeichnen, weil es verschiedene, für sein späteres Entwerfen wichtige Merkmale schon in vereinfachter Form in sich trägt. Die rationale Zweckmäßigkeit des Baus und die techno-statische Konstruktion, die gegenüber der Komposition des Plastischen in Schinkels architektonischem Lebenswerk immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind bereits an diesem Gebäude in Ansätzen erkennbar. Darüber hinaus lassen sich die Fusion des Baus mit der Landschaft, der Gebrauch eines natürlichen unverputzten Materials, die angestrebte Identität von Innen und Außen, die Gewölbekonstruktion sowie die rationale und harmonische Komposition der Baumassen schon am Molkenhaus nachweisen.
Vor drei Jahren ist der Bau der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin erstmals vorgestellt worden. Inzwischen konnte seine Baugeschichtliche weiter geklärt werden. Hella Reelfs Hinweis aus dem Jahr 2006, der Bau habe freimaurerische Züge, führte letztlich zum Ergebnis: Das Molkenhaus auf Bärwinkel ist Schinkels Rekonstruktion des Salomonischen Tempels.
Somit kommt dem Gebäude eine Bedeutung zu, die die durch Friedrich Waagen überlieferte Bewertung als erstes Hauptwerk Schinkels nochmals bestätigt.
Der Architekt Dipl-Ing. Frank Augustin ist vor allem im Rahmen von Projekten tätig, die eine Wiederherstellung nach denkmalpflegerischen Prinzipien verlangen. Als Vorsitzender des Fördervereins Bärwinkel verfolgt er die Sicherung, Instandsetzung sowie öffentlich-museale Erschließung des Vorwerks als einzigartigen Denkmals vorindustrieller Agrarkultur mit dem Molkenhaus als erstem Zeugnis im neoromanischen Stil auf dem europäischen Festland.