Genese eines Stils. Asiatica in der Graphiksammlung Augusts des Starken

Zwei Bootsmänner staken ein Boot, China, um 1700 (Qing-Periode, Ära Kangxi), Aquarell, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. Ca 137/123
Zwei Bootsmänner staken ein Boot, China, um 1700 (Qing-Periode, Ära Kangxi), Aquarell, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. Ca 137/123

Vortrag von Cordula Bischoff

14. April 2016, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museum

 

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts entstand der asiatisch inspirierte Kunststil der sogenannten Chinoiserie. Ostasiatische, indische und pseudo-asiatische Motive und Ornamente, Formen und Materialien verschmolzen zu einem mitteleuropäischen Konstrukt des Fernöstlichen. Der sächsische Hof griff nicht nur Elemente dieser China-Mode auf, sondern entwickelte sich selbst zu einem Zentrum der Chinoiserie. Insbesondere August der Starke trug innerhalb kürzester Zeit eine der bis heute umfangreichsten Sammlungen an chinesischem und japanischem Porzellan (Vorbilder für die 1710 gegründete Porzellanmanufaktur Meissen), asiatischen Graphiken, chinesischen Specksteinfiguren, aber auch Textilien, Kostümen, Waffen und Lackwaren zusammen. 

Christoph Weigel (1645-1725) nach Olfert Dapper, Chinesisches Boot, Radierung, handkoloriert, Nürnberg, um 1700-1725, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. B 1156,2/XIV/17
Christoph Weigel (1645-1725) nach Olfert Dapper, Chinesisches Boot, Radierung, handkoloriert, Nürnberg, um 1700-1725, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. B 1156,2/XIV/17

Ein Großteil dieser ehemaligen kurfürstlichen Asiatica-Sammlung hat sich in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhalten. Anhand des äußerst umfangreichen Komplexes chinesischer und chinoiser Graphiken im Kupferstich-Kabinett lässt sich nachverfolgen, welche zentrale Rolle das Medium Graphik bei der Etablierung und Ausbreitung des chinoisen Stils spielte. Die europäischen Künstler und Kunsthandwerker schufen ein Repertoire klischeehafter, immer wieder reproduzierter, als typisch chinesisch erachteter Bildmotive. Doch auf welchen Quellen beruhte dieser Bildpool? Was war in Europa an chinesischer Graphik bekannt, was wurde gesammelt? Welche Rolle spielte die original asiatische Kunst, was wurde aus ihr herausgelöst, imitiert, verfremdet und in andere Kunstmedien übertragen? Was beruhte auf rein europäischer Erfindung? 

Ein Großteil dieser ehemaligen kurfürstlichen Asiatica-Sammlung hat sich in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhalten. Anhand des äußerst umfangreichen Komplexes chinesischer und chinoiser Graphiken im Kupferstich-Kabinett lässt sich nachverfolgen
Ein Großteil dieser ehemaligen kurfürstlichen Asiatica-Sammlung hat sich in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erhalten. Anhand des äußerst umfangreichen Komplexes chinesischer und chinoiser Graphiken im Kupferstich-Kabinett lässt sich nachverfolgen

Privatdozentin Dr. Cordula Bischoff lehrt an der Technischen Universität Dresden Kunstgeschichte. Zu Ihren Forschungsschwerpunkten gehört die Frage nach spezifisch weiblichen Strategien der frühneuzeitlichen höfischen Repräsentation, etwa im Bereich der Innenraumgestaltung und des Geschenkwesens sowie im Porträt. Einen zweiten Schwerpunkt bilden ihre Studien zum Einfluss ostasiatischer Kunst und Kultur auf die europäischen Höfe des 17. und 18. Jahrhunderts. Für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden kuratierte sie vielbeachtete Ausstellungen in Japan, Peking und Dresden, darunter: Mannes Lust & Weibes Macht. Geschlechterwahn in Renaissance und Barock –   Goldener Drache, Weißer Adler. Kunst im Dienste der Macht am Kaiserhof von China  und am sächsisch-polnischen Hof – Die Kunst der Aufklärung (gemeinsam mit den Staatlichen Museen zu Berlin und der Staatsgemäldesammlung München) – Dresdner Moderne aus dem Erzgebirge. 100 Jahre Wendt & Kühn.