Europa in Mecklenburg — Die Bau- und Kunstpolitik der Herzöge im 18. Jahrhundert

Blick auf den Planschatz in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, wie er sich bei der Entdeckung darbot
Blick auf den Planschatz in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, wie er sich bei der Entdeckung darbot
Die ursprüngliche Beschriftung der Mappen
Die ursprüngliche Beschriftung der Mappen

Vortrag von Sigrid Puntigam

17. März 2016, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

Der in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern entdeckte „Mecklenburgische Planschatz“ umfasst eine bislang unbekannte, bedeutende Sammlung von Architekturzeichnungen und Kupferstichen des 18. Jahrhunderts, die sich auf die Bauvorhaben der Herzöge von Mecklenburg-Schwerin, aber auch auf andere nationale und internationale Projekte beziehen. Damit kommt Mecklenburg-Vorpommern zu einer ansehnlichen stattlichen und aussagekräftigen Plankammer, die eine neue Sicht auf die Entwurfs- und Planungspraxis, die Bau- und Repräsentationspolitik dieses Hofes ermöglicht. Die Sammlung zeigt, dass Mecklenburg-Schwerin architekturgeschichtlich keine „terra incognita“ war. Mit ihr ist erstmalig das hohe architektur- und staatspolitische Anspruchsniveau, die dynastische europäische Vernetzung des Schweriner Hofes, der internationale Austausch und Kulturtransfer mit den Kunstzentren Wien, Rom, Paris, St. Petersburg, Brandenburg-Preußen, Hannover, Sachsen dokumentiert.

 

Die Einmaligkeit des Bestandes liegt darin, dass dieser zweihundert Jahre unangetastet blieb und erst jetzt einen Einblick und Befund über die architekturhistorischen Zusammenhänge bietet. Diese Plansammlung steht exemplarisch für einen norddeutschen protestantischen Hof, der sich erst nach dem Dreißigjährigen Krieg an den architekturgeschichtlich international bestehenden Horizont anschließt, sich erst im 17. Jahrhundert europäisiert. Mit diesem Vorgang ist der Schweriner Hof ein Studienfall der Kunstgeschichte für das architektonische Europabild im 18. Jahrhundert. Die Sammlung zeigt Wege der Aufnahme, Verarbeitung, des Austausches, der Orientierung und Verbreitung barocker Baukunst.

Paris, Triumphbogenprojekt König Ludwigs XIV.
Paris, Triumphbogenprojekt König Ludwigs XIV.

Sigrid Puntigam setzte sich insbesondere mit der Kultur und Baupolitik der Kleinresidenzen des 17. und 18. Jahrhunderts in Norddeutschland sowie dem Medium und den Techniken der Architekturzeichnung auseinander. Anlässlich  ihrer Forschungsarbeit zu Schloss Ludwigslust im Auftrag der Schlösser und Gärten Mecklenburg-Vorpommern entdeckte sie den Mecklenburgischen Planschatz, den sie jetzt hauptverantwortlich im Rahmen eines Forschungsprojekts bearbeitet.

Filippo Juvarra, Theaterprospekt
Filippo Juvarra, Theaterprospekt