Vortrag von Lena Rebekka Rehberger
23. Februar 2017, 18:00 Uhr
Gobelin-Saal des Bodes-Museums
Zum herausragenden Œuvre des preußischen Architekten und Künstlers Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) gehört eine Anzahl von Entwurfszeichnungen, die Grabmale oder Mausoleumsbauten zeigen. Dabei bildet seine Grabmalkunst nicht nur einen wichtigen Teil seines künstlerischen Schaffens, sondern stellt auch allein aufgrund ihrer Fülle und Vielseitigkeit im Vergleich zur Tätigkeit anderer herausragender Architekten der Zeit – wie zum Beispiel Leo von Klenze (1784–1864) oder Friedrich Weinbrenner (1766–1826) – eine Besonderheit dar.
Die meisten von Schinkels Grabmalentwürfen, von denen später viele zur Ausführung gelangten, lassen sich zeitlich seiner Hauptschaffensphase zurechnen, die mit seiner Tätigkeit an der Technischen Oberbaudeputation Berlin von 1810 bis 1840 zusammenfällt. Einen wichtigen Teil bilden dabei Grabmonumente aus Gusseisen, die er individuell für wohlhabende Auftraggeber aus der Oberschicht Preußens oder den preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestaltete. Diese Grabmale wurden in der Königlichen Eisengießerei zu Berlin hergestellt und zeichnen sich durch eine neuartige und einmalige Transformation von antiken oder historischen Formen und Motiven in das Material Gusseisen aus.
Einige der von Schinkel individuell für die einzelnen Verstorbenen gestalteten Grabmale aus Gusseisen wurden in der Folge mehrfach produziert und mit leichten Abänderungen auf die jeweiligen Kunden zugeschnitten. Neben an der römischen oder griechischen Antike orientierten Grabmonumenten, die von ihm vor allem während der Zeit der Befreiungskriege als individuelle Grabzeichen entworfen worden waren und für die sich bis in die 1830er Jahre eine große Nachfrage feststellen lässt, wurden insbesondere Grabkreuze über einen längeren Zeitraum hinweg bestellt und als moderne, bestmögliche Form der Memoria angesehen.
Im Vortrag werden einige Entwürfe für gusseiserne Grabmale genauer analysiert, und es wird aufgezeigt, dass Schinkel eine Vorreiterrolle zukommt, kann doch die vielfache Herstellung von individualisierten Güssen nach seinen Entwürfen als Vorwegnahme der seriellen Grabmalproduktion der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesehen werden.
Lena Rebekka Rehberger studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin und wurde anschließend an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Dissertation über die Grabmalkunst Karl Friedrich Schinkels promoviert.