Die Gartenstadt Falkenberg – ein Laboratorium der Moderne

Exkursion mit Kai Kappel

24 Mai 2018, 17:00 Uhr 

Akazienhof, 12524 Berlin (etwa 10 Minuten entfernt vom S-Bahnhof Grünau)

Dauer: ca. 2,5 Stunden.

Die Gartenstadt Falkenberg ist ein frühes Hauptwerk Bruno Tauts. Sie entstand 1913 bis 1916 und ist wegen der damaligen Zeitläufte Fragment geblieben. Gleichwohl verraten uns die ausgeführten Häuser, Straßenzüge und Plätze, die weitläufigen Gärten, das hoch reflektierte Bepflanzungskonzept Ludwig Lessers und die hier zum Ausdruck kommende Bereitschaft, Farbe als neues Ornament einzusetzen, viel über die in England entwickelte Gartenstadt-Idee, die Anliegen der Reformbewegung um 1900 und die persönliche Prägung Tauts. Letzterer hatte lange Zeit zwischen Künstlertum und Architektenberuf geschwankt. Die europaweit verbreiteten, im Idealfall konsequent genossenschaftlich organisierten Gartenstädte zielten auf eine umfassende Neudefinition menschlichen Zusammenlebens. Damit zählen sie zu den nachhaltigsten gestalterischen Konzepten des 20. Jahrhunderts. Die Gartenstadt Falkenberg, von der Denkmalpflege auf mustergültige Weise wiederhergestellt, verweist in mehreren Aspekten auf die Berliner Großwohnungssiedlungen der 1920er-Jahre, weshalb sie wie diese Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. 

Die Führung bietet die Möglichkeit, die Vielschichtigkeit und Sensibilität eines solchen Gartenstadt-Konzepts aus nächster Nähe zu erleben und zu diskutieren. 

 

Prof. Dr. Kai Kappel hat am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin  seit 2012 die Professur für die Geschichte der Architektur und des Städtebaus inne. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Mittleren und Neueren Geschichte an den Universitäten Mainz, Heidelberg und Bonn wurde er 1993 mit einer Dissertation mit dem Titel „S. Nicola in Bari und seine architektonische Nachfolge. Ein Bautypus des 13.-17. Jahrhunderts in Unteritalien und Dalmatien“ promoviert. Seine Habilitationsschrift verfasste er zum Thema „Memento 1945? Kirchenbau aus Kriegsruinen und Trümmersteinen in den Westzonen“. Von 1993 bis 1999 war er Mitarbeiter am Forschungsprojekt des Kunsthistorischen Instituts in Florenz „Die Kirchen von Siena“.