Teufelsbrücke und Stalinrasen. Preußische Schlösser und Gärten rund um die Glienicker Brücke als Welterbe und Geschichtslands

Glienicker Brücke, von den Grenzanlagen der Berliner Vorstadt aus gesehen, Kleinbilddia, 1989, SPSG
Glienicker Brücke, von den Grenzanlagen der Berliner Vorstadt aus gesehen, Kleinbilddia, 1989, SPSG

Vortrag von Hartmut Dorgerloh

06. April 2017, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

Wer heute auf der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam steht, spürt kaum noch die Wunden und Zerstörungen, die die Mauer in der Zeit des Kalten Krieges in eine einzigartige, von namhaften Gartenkünstlern und Architekten geschaffene  Kulturlandschaft geschlagen hatte. Das war aber nicht die einzige Zäsur in der Geschichte dieses Gesamtkunstwerks, das die UNESCO 1990 als „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ in die Welterbeliste eintrug.

 

Das Ende der Monarchie, 1918, oder das des Zweiten Weltkrieges, 1945, markieren ebenfalls Epochenumbrüche, die sich massiv in die Geschichte und Gestalt der Schlösser und Gärten mit ihren reichen Ausstattungen eingeschrieben haben: neue Nutzer und andere Nutzungen hielten Einzug, neue Gebäude entstanden, Kunstwerke verschwanden, ein Schloss wurde zur Schaubühne militärischer Abschreckung – Stalinrasen, Wachtürme und Stacheldraht zerschnitten die Kulturlandschaft und trennten Menschen gewaltsam voneinander. Was bedeutet das aktuell für den Erhaltungsauftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG)? Rekonstruktion? Erhalt des Status quo? Und welcher wäre das? 

Carl Daniel Freidanck: Blick von Schloß Babelsber auf Schloß Glienicke, Öl auf Leinwand, 1838, SPSG
Carl Daniel Freidanck: Blick von Schloß Babelsber auf Schloß Glienicke, Öl auf Leinwand, 1838, SPSG

Das Ende der Monarchie, 1918, oder das des Zweiten Weltkrieges, 1945, markieren ebenfalls Epochenumbrüche, die sich massiv in die Geschichte und Gestalt der Schlösser und Gärten mit ihren reichen Ausstattungen eingeschrieben haben: neue Nutzer und andere Nutzungen hielten Einzug, neue Gebäude entstanden, Kunstwerke verschwanden, ein Schloss wurde zur Schaubühne militärischer Abschreckung – Stalinrasen, Wachtürme und Stacheldraht zerschnitten die Kulturlandschaft und trennten Menschen gewaltsam voneinander. Was bedeutet das aktuell für den Erhaltungsauftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG)? Rekonstruktion? Erhalt des Status quo? Und welcher wäre das? 

 

Die Bewahrung dieser Kulturlandschaft bedeutet den Erhalt verschiedener Zeitschichten mit differenzierten Instrumenten und spezifischen Methoden. Dazu zählen komplexe Konzepte zur Bewahrung und Vermittlung aus dem Bestand heraus, wie beispielsweise der Entwicklungsplan für Babelsberg oder die Pläne für den Landschaftspark Glienicke. Konkret beinhaltet das beispielsweise mit Blick auf Schloss und Park Babelsberg die Frage nach dem Umgang mit den Spuren der DDR-Vergangenheit oder wie sich im Schloss Cecilienhof die Mehrschichtigkeit des historischen Befundes in der Mehrschichtigkeit der Vermittlungsebenen wiederfindet. Oder es geht um Überlegungen für die Zukunft des Neuen Gartens, wo ein verändertes Freizeit- bzw. Nutzerverhalten dem Gartendenkmal sichtbare und nachhaltige Schäden zufügt.

 

Ein Panaromareport rundum die Glienicker Brücke ist insoweit nicht nur ein Blick in Preußens Vergangenheit, sondern auch ein Bericht über die Pläne für die Zukunft dieser Kulturlandschaft. 

 

Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh wurde 1997 mit einer Dissertation mit dem Thema „Die Nationalgalerie in Berlin. Zur Geschichte des Gebäudes auf der Museumsinsel 1841-1970“ an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert, seine Diplomarbeit zuvor galt dem Bild- und Ausstattungsprogramm des Neuen Museums. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Denkmalpflege und im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg wurde er 2002 zum Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg berufen. Er ist gleichzeitig Honorarprofessor an der Humboldt-Universität.