Ingres, Géricault und Delacroix

Drei zeitgleiche Formen der Zeichnung

Théodore Géricault, Aktstudie, Feder über Bleistift, 1816/17, Privatbesitz
Théodore Géricault, Aktstudie, Feder über Bleistift, 1816/17, Privatbesitz

Vortrag von Werner Busch

20. Oktober 2022, um 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museums

Die Forschung versteht Ingres und Delacroix als Antipoden. Klassisch der eine, romantisch der andere. Auf die Linie bzw. den Umriss fixiert der eine, auf die Farbe bzw. das Volumen der andere. So richtig das sein mag, man braucht nur daran zu erinnern, dass Delacroix selbst sich als Klassiker verstand und Ingres permanent die klassischen Regeln brach, um zu begreifen, dass so einfach die Rechnung nicht aufgeht. Nimmt man als eine Art Korrektiv Géricault hinzu, dann ist man darauf verwiesen, auf Nuancen zu achten und nach ihrer jeweiligen Funktion zu fragen. Was verbindet die drei, was trennt sie und wofür steht das jeweilige Idiom. Um es vorab anzudeuten: Die Kunst aller drei Künstler hat eine historistische, Kunsttraditionen reflektierende Dimension, alle wollen eine Erneuerung der Kunst durch eine Rückkehr zu ihren archaischen Ursprüngen – sie tun dies allerdings auf sehr unterschiedliche Weise.

 

Prof. Dr. Werner Busch studierte von 1966 bis 1973 Kunstgeschichte in Tübingen, Freiburg, Wien und London. 1973 wurde er in Tübingen mit einer Dissertation über William Hogarth promoviert. Von 1974 bis 1981 war er wiss. Assistent an der Universität in Bonn, wo er sich 1980 mit einer Studie zur deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts habilitierte. 1981 bis 1988 folgte seine Professur in Bochum. Von 1983 bis 1985 Leitung des Funkkolleg Kunst. Von 1988 bis 2010 Professor für Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, wo er in den Jahren 2003 bis 2009 den Sonderforschungsbereich 626 „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“ leitete. Zudem ist er Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Unter seinen zahlreichen veröffentlichten Büchern erschienen zuletzt: „Das unklassische Bild“, 2009; „Great wits jump. Laurence Sterne und die bildende Kunst“, 2011; „Adolph Menzel“, 2015; „Goya“, 2018. Des Weiteren war er Kurator zahlreicher Ausstellungen, wie kürzlich „Adolph Menzel. Maler auf Papier“ im Berliner Kupferstichkabinett, 2019.