Karl Friedrich Schinkel und das Schöne im Alltag. Entwürfe für die Tonwarenfabrik Feilner

Aufsatzgefäß, 1824/25. Vonderau Museum Fulda, Foto: Z. Jez
Aufsatzgefäß, 1824/25. Vonderau Museum Fulda, Foto: Z. Jez

Vortrag von Jan Mende

15. Dezember 2016, 18:00 Uhr

Gobelin-Saal des Bode-Museusm

Karl Friedrich Schinkel hat das Produktdesign des preußischen und insbesondere des Berliner Kunstgewerbes deutlich geprägt. Im Vorgriff auf den Kunstgewerbeband des Schinkel-Lebenswerkes ist zu hinterfragen, welche programmatischen Beweggründe Schinkel hier antrieben, auf welchen Wegen seine Kreationen Eingang in das Sortiment der einschlägigen Unternehmen fanden und schließlich, welche Breitenwirkung er damit tatsächlich erzielte, nicht zuletzt in Hinsicht auf die frühindustrielle Massenproduktion.

Kandelaber. Aus: Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker, Abt. II, Taf. 1
Kandelaber. Aus: Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker, Abt. II, Taf. 1
Musterblatt der Fabrik Höhler & Feilner, 1808. Stadtmuseum Berlin
Musterblatt der Fabrik Höhler & Feilner, 1808. Stadtmuseum Berlin

Umfangreiche Forschungen zur Tonwarenfabrik Feilner legen exemplarisch offen, wie Schinkel mit seinem Design das Warensortiment einzelner privatgewerblicher Unternehmen dominierte und wie es diesem Ausnahmekünstler gelang, das zumeist auf den höfischen Kontext zugeschnittene, exklusive Formengut zumindest in Einzelfällen auch in der Breite der Gesellschaft zu verankern: So fand das Modell des profanen Berliner Kachelofens eine geradezu ständeübergreifende Verbreitung bis in die Wohnräume des im Entstehen begriffenen Industrieproletariats hinein. Beispiele wie dieses lassen grundsätzliche Aussagen zum Verhältnis von Form und Material zu: Wenn allen Konsumenten prinzipiell dasselbe Modell zur Verfügung stand, konnte soziale Distinktion nicht über die quasi demokratisierte Formgebung, sondern nur über eine sehr differenzierte Ausführungsqualität zum Tragen kommen. 

 

Der Vortrag stellt Feilner’sche „Thonwaren“ nach Schinkels Entwürfen vor, Öfen und Bauterrakotten natürlich, wie die an der Friedrichswerderschen Kirche, aber auch Gefäßmodelle, Kandelaber und selbst luxuriöse Badewannen. Umfangreiche Recherchen in vielen deutschen Schlössern, Gutshäusern, Museen und Privatsammlungen führten zu mancher, teils überraschender Neuentdeckung.

Detail einer Bauterrakotta vom früheren Feilnerhaus, 1829. Stadtmuseum Berlin, Foto: B. Kropmanns
Detail einer Bauterrakotta vom früheren Feilnerhaus, 1829. Stadtmuseum Berlin, Foto: B. Kropmanns

Dr. Jan Mende ist Ausstellungsmacher am Stadtmuseum Berlin und seit 2010 auch Kurator des Museums Knoblauchhaus. Als Kurator und/oder Projektleiter war er an mehreren Ausstellungen des Stadtmuseums beteiligt, darunter „Ich. Menzel“, „West:Berlin“, „Unser Schadow“ und „Kleist:Krise und Experiment“.